Bleistiftbilder
 

 

 

"Narrenschiff"
2000
Bleistift
50 x 60 cm


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Kunstwerk des Monats
August 2001
in der Kunsthalle Dominikanerkirche

"Narrenschiff"
von
Thomas Bühler

02.08.2001 Presse- und Informationsamt Osnabrück

In der Kunsthalle Dominikanerkirche wird ab sofort als "Kunstwerk des MonatsAugust 2001 die Bleistiftzeichnung "Narrenschiff" von Thomas Bühler vorgestellt.

In seiner Zeichnung aus dem Jahr 2000 zeigt Bühler das Schiff nicht als Symbol einer individuellen Fahrt durch das Leben, sondern als Symbol von Staat und Gesellschaft. Aus der Heckfahne mit herausgeschnittenem DDR-Staatswappen geht die Nationalität des Segelschiffes hervor, der Mast besteht aus dem biblischen "Baum des Lebens". Bühler charakterisiert das deutsche Staatsschiff als altertümlich, das mit seiner konservativen Crew - zusammengesetzt aus Vertretern der Bürokratie, des Militärs und des Klerus - nur schwerfällig zu bewegen ist. Ohne Not wird es in eine unbestimmte Zukunft manövriert, in der es unbekannten Gefährdungen ausgesetzt ist. Widerspruchslos und lethargisch nimmt ein Teil der Mannschaft den Gang der Dinge hin. Der dunkle Himmel lässt bereits einen aufziehenden Sturm und eine mögliche Katastrophe erahnen. Begleitet wird das Schiff von Phantasiefiguren: Don Quichotte ist zu erkennen, mit einer Lanze im Anschlag und auf einem Auge reitend entfernt er sich vom Schiff. Als Lotse des Seglers scheint sich ein Gnom auf einem mechanischen Delfin zu betätigen. In Bühlers Arbeit wird der Bezug zu den gesellschaftskritischen Bildern der Weltkultur besonders deutlich. Unverkennbar fußen insbesondere seine The-menbilder auf der künstlerischen Ausdrucksweise des spätmittelalterlichen Manierismus. Die Paradoxie, die Meraviglia (das Wunderliche und Wunderbare), die Discordia concors (die Vereinigung des Unvereinbaren) und nicht zuletzt ein hoher Grad an offener Widersprüchlichkeit waren dessen wesentliche Züge und Wirkungsmittel. Als typische Vertreter dieser künstlerischen Haltung gelten:

Giorgio Vasari (1511 - 1574),
Hieronymus Bosch (um 1450 - 1516),
Pieter Bruegel der Ältere (1515 - 1569)
und Giuseppe Arcimboldi (1527 - 1593).

Bei Thomas Bühler ist eine ähnlich weitgehende Dämonologie wie im Manie-rismus zu finden. Biblische und apokalyptische Motive oder der Bezug auf deutsche und niederländische Passionsbilder des 15. und 16. Jahrhunderts sind einige Merkmale dieses Spätrenaissance-Stils.

Von Arnold Böcklin (1827-1901) und Peter von Cornelius (1783 -1867) werden sie später in einem völlig anders gearteten gesellschaftlichen Kontext wieder aufgenommen. Thomas Bühler verarbeitet außerdem in seinem Werk das typisierende Arsenal der europäischen Bildsatire des 19. und 20. Jahrhunderts, zum Beispiel der politischen Karikatur der frühen Jahre des französischen Bürgerkönigtums oder der kritischen Grafik, wie sie beispielsweise in Karikaturen des In- und Auslandes während der Ära Wilhelms II. und in Blättern des antifaschistischen Wider-standes vor oder während der NS-Diktatur entwickelt wurde. Dabei sind Zeichen, Symbole und Assoziationsformen, die der Entlarvung politischer und ge-sellschaftlicher Zustände dienen, von besonderer Bedeutung. Das Ziel dieser Grafiken war es, eine Allegorie für Personen oder Gruppen aus Staat, Militär, Kirche oder Finanzaristokratie zu schaffen. Malerei, Zeichnungen und Nitro- Frottagen sind die primären Medien des 1957 in Georgsmarienhütte bei Osnabrück geborenen und heute in Berlin lebenden Künstlers Thomas Bühler.

Kunsthalle Dominikanerkirche, Hasemauer 1, 49074 Osnabrück,
Tel. 0541/323-2190
Fax 0541/ 323-2707
E-Mail: kunsthalle@osnabrueck.de

Öffnungszeiten:
dienstags - freitags 11 bis 18 Uhr,
samstags/sonntags 10 bis 18 Uhr

Hinweis der Redaktionen:
Eine Fotografie von Thomas Bühlers Arbeit "Narrenschiff" (2000) können Sie sich im Pressedienst des städtischen Online-Auftrittes unter

www.osnabrueck.de

herunterladen.